Wesentlich Sein

und das eigene Potenzial entfalten

Autor: mengelnkemper

  • Die Entdeckung des lebendigen Spiegels

    Es gibt Momente im Leben, in denen sich alles wandelt. Nicht durch große Ereignisse oder dramatische Entscheidungen, sondern durch eine stille Erkenntnis, die wie ein sanfter Regen auf ausgedörrte Erde fällt.

    Vom Machen zum Sein

    Jahrelang war ich gefangen in der Illusion des Machens. Ich sah Potenzial – in mir, in anderen, in Unternehmen – und wollte es unbedingt umsetzen. Mit Begeisterung, aber ohne Orientierung stürzte ich mich in Projekte, entwickelte Konzepte, versuchte zu optimieren und zu verbessern.

    Doch da war immer diese Anspannung, diese Überforderung. Etwas stimmte nicht.

    Die Erkenntnis kam leise: Ich spürte den Unterschied zwischen dem Potenzial, das durch mich fließen wollte, und dem Potenzial, das ich umsetzen wollte.

    Das eine fühlte sich leicht an, kraftvoll und ruhig. Das andere war Kampf.

    Die Quelle vor der Leidenschaft

    In meinen Überlegungen war mir klar geworden, dass vor jeder Leidenschaft etwas anderes steht: das reine Potenzial. Das, was werden will, bevor es zu einer bestimmten Passion wird. Diese Erkenntnis veränderte alles.

    Plötzlich sah ich einen Kreislauf statt einer geraden Linie. Potenzial will sich ausdrücken, entwickelt eine Richtung, formt eine Haltung, schafft Strukturen, lebt sich als Kultur aus, entwickelt Strategien und strahlt in die Welt – nur um wieder ins erweiterte Potenzial zurückzufließen.

    Ein lebendiger Kreislauf des Werdens.

    Der Moment der Klarheit

    Dann kam der Moment, in dem ich erkannte: Ich sehe nur die Möglichkeiten, nicht das Unmögliche.

    Das war die Befreiung vom Helfersyndrom, vom Retter-Komplex. Ich muss nicht das Potenzial in anderen zur Entfaltung bringen. Das liegt nicht in meiner Hand. Ich kann nur sehen, was bereits da ist und werden will.

    Diese Erkenntnis brachte eine tiefe Ruhe mit sich. Die Leichtigkeit des nur Sehens.

    Ein neues Verständnis meiner Rolle

    Was bin ich dann? Ein lebendiger Spiegel. Ein Sparringspartner für die Seele. Jemand, der hilft zu erkennen, nicht zu verändern. Der die richtigen Fragen stellt, statt Antworten zu geben. Der einen Raum hält, in dem sich zeigen kann, was gesehen werden will.

    Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht:

    • Früher wollte ich Potenzial entwickeln
    • Heute sehe ich, was sich entwickeln will

    Die Gefahr der Projektion ist mir bewusst. Die Frage „Sehe ich, was da ist, oder was ich gerne sehen würde?“ begleitet mich. Aber genau diese Bewusstheit schützt vor der Falle.

    Die Integration beginnt

    Eine Erkenntnis zu haben ist das eine. Sie zu leben das andere. Jetzt geht es darum, diese neue Haltung in den Alltag zu integrieren. Durch Beobachtung. Durch Bewusstheit für die Momente, in denen ich ins alte „Wollen“ zurückrutsche.

    Jedes Bemerken ist bereits ein Schritt zurück ins Sein. Jede bewusste Rückkehr stärkt den neuen Modus.

    Was bleibt

    Am Ende dieser Erkenntnis-Reise steht nicht ein neues Konzept oder eine Methode. Es steht eine fundamental veränderte Haltung zum Leben:

    Vom Wollen zum Sein. Vom Machen zum Wirken. Vom Entwickeln zum Erkennen.

    Es ist kein Weg zurück, sondern ein Weg nach Hause. Zu dem, was schon immer da war und darauf wartete, gesehen zu werden.

    In einer Welt, die ständig nach dem nächsten Durchbruch, der nächsten Innovation, der nächsten Lösung sucht, ist vielleicht das Revolutionärste:

    Einfach zu sehen, was ist.